Chartpolski:
die Geschichte der Rasse....
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Erste Beschreibung eines Chart Polski |
Ich
folge hier den Angaben, wie sie Lubomir Smyczynski in seinem Buch PYS
niedergelegt hat. Der Chart Polski existiert zweifellos als bodenständige
Hunderasse in den östlichen Ländern des ehemaligen Königreiches Polen,
dessen Macht sich im 16. Jahrhundert von der Ukraine am Dnjepr bis zum
Chanat auf der Krim erstreckte und in diesem Ausmaß bis zur ersten Teilung
Polens im Jahre 1772 bestanden hat. Ein erster genauer Bericht über den
Chart Polski finden wir im Buch “Sylvan”, das 1823 erschienen ist. Der
Verfasser bedauert darin das Verschwinden der türkischen Windhunde, die
anderen Stämmen Platz machen müssen. Über diese türkischen Windhunde schreibt
er wörtlich: “Sie sind den unsrigen ähnlich, was Form und Größe betrifft,
sie haben jedoch einen viel kürzeren Kopf, sie sind beinahe ganz kahl
und bellen selten und dann nur sehr schwach. ... Windhunde müssen von
Natur aus gut sehen, das heißt einen aufmerksamen Gesichtssinn haben,
gut laufen, Kraft und Schnelligkeit im Rennen zeigen, gut fassen; das
heißt, sie müssen das Wild geschickt erfassen. Das sind Eigenschaften,
die sich aus dem Bau des Körpers ergeben. Ein guter Windhund ist von der
vorderen Zehe zu der Kopfspitze etwa 3 Fuß und 6 Zoll hoch, von der Fangspitze
bis zum Rutenende 4 Fuß und 2-3 Zoll lang. Der Kopf ist lang mit flacher
Stirn, der Hinterkopf gewölbt, der Fang lang, vorne etwas gekrümmt, aber
nicht sehr spitz wie beim Hecht; er muss sich weit öffnen und scharfe
und starke Zähne haben, denn sonst könnte er nicht gut fassen. Die Augen
sind fröhlich nach vorne gerichtet, und er schließt sie selten. Die Ohren
sind schmal, kurz und zur Hälfte hängend. Die Brust ist stark mit langem
Genick, der Rücken breit und etwas buckelig, die Flanken eingefallen.
Die Pfoten sind lang und flach, die Keulen mager und sehr sehnig. Die
Hund hat harte Ballen unter den Zehen, die Zehen sind auseinandergehend,
dünn und die Krallen nach unten gekrümmt. Das Haar ist in vielen Farben,
sie sind fahl mit weißem Halse, sie sind auch schwarz und weiß, fleckig
und braun. Die angegebenen Größen sind nicht ohne Ausnahmen, es kommen
auch viel größere und viel kleinere Hunde vor. Der Geruchssinn ist im
Vergleich zu anderen Hunden gering, ...”. Soweit die ziemlich genaue Beschreibung
eines Chart Polski aus dem Jahre 1823.
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Chart
Polski und Choraja borzaja
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Smyczynski
sagt bereits, dass es völlig belanglos sei, ob man die Rasse als eine
polnische, eine polnisch-ukrainische oder als eine russische Rasse betrachte,
wichtig sei letztlich, dass sie sich als eigenständige Rasse präsentiert,
die sich deutlich einerseits vom Barsoi und andererseits vom Greyhound
abhebt. Zur Zeit der Teilung Polens existierten ohnehin keine kynologischen
Verbände, die den Chart als landeseigene Rasse hätten beanspruchen können.
Die Hunde waren einfach da, es wurdemit ihnen gejagt, und es ist eigentlich
ein Wunder, dass sie im mehrmals geteilten Polen und nach zwei verheerenden
Weltkriegen nicht völlig untergegangen sind; im Gegenteil, auch im zaristischen
Russland wurden öfter polnische Windhunde erwähnt. Um 1855 soll der Großfürst
Nikolaus anlässlich eines Besuches in den Tuilerien ind Paris die ersten
polnischen Windhunde gesehen haben. Er war von ihnen begeistert und beschloss,
solche Hunde nach Russland einzuführen. Die Hunde waren größer als die
englischen Greyhounds, weniger weich im Charakter, und ihr Haar war deutlich
länger. Gemäß einer alten Chronik aus dem 16. Jahrhundert soll der russische
Prinz Dimitri um 1505 Windhunde in großer Zahl aus Polen nach Russland
geholt haben. Daraus schließen polnische Kynologen, dass der Chart Polski
keineswegs ein russischer Windhund sein könne und schon gar nichts mit
dem Barsoi zu tun habe. Sie sehen in ihm weit eher eine gewisse Ähnlichkeit
mit dem Saluki, insbesondere weil es beim Chart immer rein schwarze Hunde
gab, was beim Barsoi eher selten oder praktisch nie vorkam, dann gäbe
es beim Chart ebenfalls nussbraune und dreifarbige Hunde, auch schwarze
mit einem weißen Kragen, ebenfalls eine Farbe, die man beim Barsoi kaum
kannte. Auf eine Verwandtschaft mit dem Saluki schlossen sie auch aus
der Fahne an der Rute und den “Hosen”, die sie als deutliche Merkmale
einer Saluki-Abstammung deuten. All diese Merkmale veranlassten den Windhundkenner
X. Przezdiecki, den Chart Polski als einen Abkömmling asiatischer Windhunde
zu betrachten, deren Ahnen möglicherweise schon mit keltischen Stämmen
nach Polen gekommen sein könnten.
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Jagd
mit dem Chart Polski
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In
einer brieflichen Mitteilung geht Frau Szmsto auch auf die Jagd mit dem
Chart Polski ein. Sie stützt sich dabei auf eine Publikation des Russen
Sabaniejew aus den 19. Jahrhundert. Gejagt wurde in der Regel mit zwei
Hunden. Einen dritten nahm der Jäger nur mit, wenn er zur Wolfsjagd ging,
und diesen dritten Hund ließ er erst von der Leine, wenn die beiden anderen
den Wolf bereits gestellt hatten. Inder Regel wurde ein Windhund pro Tag
dreimal zur Jagd eingesetzt, nachher gönnte man ihm 24 Stunde Ruhe. Auf
der Winterjagd auf den Fuchs nahm man die Hunde auf dem Schlitten mit
und deckte sie mit warmen Decken zu, damit sie sich nicht erkälteten.
Erst wenn ein Fuchs aufgespürt worden war, ließ man die Hunde frei. Eine
wenig bekannte Jagd war die winterliche Jagd auf die Trappen, die es damals
in Polen und in der Ukraine gab. Z. Klossak (zitiert im Brief von M. Szmsto)
beschreibt und eine solche Jagd Ende des 19. Jahrhunderts. Durch die nächtliche
Feuchtigkeit und Kälte war des Gefieder der großen Vögel (ein Hahn wird
über 1m hoch und wiegt bis 16 kg) zusammen gefroren. Statt aufzufliegen,
versuchten die Vögel, ähnlich afrikanischen Straußen, sich rennend zu
retten, bis sich ihr Gefieder so weit erwärmt hatte, dass sie auffliegen
konnten.. In der Regel werden jedoch die Hunde schneller gewesen sein.
Die polnischen Windhunde zeichneten sich angeblich durch eine guten Gehorsam
aus. Sie waren darauf dressiert, auf das Hornsignal des Jägers sofort
vom Wild abzulassen und zurückzukommen. Ob das in allen Fällen so war,
bleibe dahingestellt.
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Heute
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Nach dem Zweiten Weltkrieg schien es in Polen keinen Chart Polski mehr zu geben. Er galt allgemein als ausgestorben, zumal schon 1946 das Halten von und die Jagd mit Windhunden in ganz Polen verboten worden war. Doch einige wenige Exemplare hatten bei Leuten in abgelegenen Dörfern, die die Hunde zum Wildern brauchten, um sich in den langen Kriegszeiten ab und zu ein Stück Fleisch zu verschaffen, überlebt. In den siebziger Jahren begannen polnische Kynologen mit dem Wiederafubau der Rasse, und am 27. Februar 1986 wurde der Chart Polski von der FCI provisorisch mit der Standartnummer 333 als polnische Nationalrasse anerkannt. Die Einleitung zum Standart umschreibt den Chart Polski als großrahmigen Windhund, kurzhaarig und kraftvoll und annähernd quadratisch gebaut. Als Ideal maß gilt für den Rüden eine Widerristhöhe von 70 bis 80 cm, für Hündinnen 68 bis 75 cm. Das Haar soll ziemlich hart, aber keineswegs drahtig oder seidig sein. Am Rutenende bildet es eine Bürste und an den Hinterschenkeln rauer, aber keineswegs lange Hosen. An Farben ist alles erlaubt, was es bei Hunden gibt. Außerhalb seiner Heimat wird der Chart Polski heute kaum in nennenswerter Zahl gezüchtet. H.R. | |
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Literatur
Daub, R.: Windhunde der Welt, 1979 Kovakova, A.: Windhundrassen in der Sowjetunion, Hundewelt 1990 Smyczynski, L.: Qsy, 1989 Smyczynski, L.: Briefliche Mitteilung Szmsto, M: Briefliche Mitteilung ................... |